Künstlerische Leidenschaft und präzise Arbeitweise: Die Dirigentin Anja Bihlmaier erobert internationale Konzert- und Opernbühnen

Künstlerische Leidenschaft und präzise Arbeitweise: Die Dirigentin Anja Bihlmaier erobert internationale Konzert- und Opernbühnen

„Wenn man vorbereitet ist und musikalisch etwas zu sagen hat, gibt es kein Problem. Dann spielt es auch keine Rolle, wo man auf der Welt unterwegs ist oder welches Geschlecht man hat. Man muss authentisch sein, wissen wie man eine Gruppe motiviert und Individualisten zu einem Team formt. Dafür braucht es Empathie zu den Menschen, mit denen man arbeitet.“ (im Interview mit „Bühne“)

Menschen zusammenbringen, Klangfarben formen und der eigenen musikalischen Intuition folgen: Anja Bihlmaier vereint als Dirigentin seit vielen Jahren und mit großem Erfolg ihre künstlerische Leidenschaft mit einer besonders präzisen Arbeitsweise. Ihre blühende internationale Opern- und Konzertkarriere führt die charismatische Künstlerin quer durch Europa, in die USA und nach Asien. Seit August 2021 ist sie Chefdirigentin des Residentie Orkest Den Haag in den Niederlanden und seit

September 2020 Erste Gastdirigentin der Sinfonia Lahti in Finnland.

Mit dem Residentie Orkest, das im Konzertsaal des brandneuen Kulturzentrums Amare in Den Haag zu Hause ist, führt sie in der Saison 2022/2023 u.a. Sinfonien von Mendelssohn, Schumann, Beethoven und Tschaikowsky auf und leitet als begeisterte Interpretin zeitgenössischer Musik die Weltpremiere eines neuen Werkes der griechischen Komponistin Calliope Tsoupaki sowie die niederländischen Erstaufführungen von Wim Henderickx‘ Klarinettenkonzert „Sutra“ und von Gregor M. Mayrhofers „Recycling Concerto“ für Schlagwerk und Orchester. Im Mai 2023 dirigiert sie das Orchester zunächst in Brahms‘ „Deutschem Requiem“ mit der Cappella Amsterdam und dann in einem Programm mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 25 und Brahms‘ Vierter Sinfonie in Den Haag sowie bei einem Gastkonzert in der Kölner Philharmonie (14. Mai 2023).

Von ihrem aktuellen ständigen Wirkungsort, den die gebürtige Baden-Württembergerin im Sommer 2021 zu ihrer Wahlheimat gemacht hat, reist Anja Bihlmaier auch regelmäßig nach Skandinavien: Dort realisiert sie mit der Sinfonia Lahti über die Saison verteilt mehrere Projekte, bei denen u.a. Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“, das Doppelkonzert für Oboe und Harfe von Lutosławski, Beethovens Vierte Sinfonie und Skrjabins Klavierkonzert erklingen.

In der Spielzeit 2022/2023 sind zudem die Aufführung von Beethovens Neunter Sinfonie mit dem MDR-Sinfonieorchester und dem MDR-Rundfunkchor in Suhl und Leipzig programmiert (1./2. Oktober 2022) sowie zwei Konzerte mit dem Nationalorchester Mannheim mit Werken von Ravel, Debussy und Chopin (17./18. April 2023). Nach Österreich führt sie eine Einladung der Camerata Salzburg ins Mozarteum Salzburg (5. Dezember 2022) – wo sie einst als Stipendiatin bei Dennis Rusell Davies und Jorge Rotter lernte.

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Wenn Anja Bihlmaier auf ein neues Orchester trifft, ist das immer etwas ganz Besonderes für sie: „Es ist wie ein Date. Man hat Erwartungen oder auch Hoffnungen und Wünsche. Und dann geht man einfach hin und macht man Musik zusammen. Das ist am Ende einfacher als man denkt. Und es ist ganz egal, wo man auf der Welt ist.“

Weitere internationale Engagements führen sie zu den Sinfonieorchestern von Galizien und Barcelona, zum Spanischen Nationalorchester und Nationalchor, zum Gothenburg Symphony Orchestra, zum Oslo Philharmonic, zum Helsinki Philharmonic, zum Belgian National Orchestra und zum Abschluss der Saison nach Asien zu den Philharmonischen Orchestern von Hongkong und Seoul. Ein besonderer Höhepunkt stellt im Februar 2023 die Neuproduktion von Wagners Oper „Der fliegende Holländer“an der Tampere Opera in Finnland dar, wo Anja Bihlmaier vom Konzertpodium in den Operngraben zurückkehrt.

Dass Bihlmaier neben ihrer musikalischen Leidenschaft auch eine sportliche hegt, lässt sich heraushören, wenn sie über ihre leitende Aufgabe spricht: „Jede und jeder Einzelne hat so viele Talente, Wissen und Lebenserfahrung, und ich bin dazu da zu ermöglichen, dass jeder sich einbringen kann. Natürlich gebe ich trotzdem den Weg und die Richtung vor und lege die Taktik fest – wie bei einem Fußball-Team. Damit nicht alle aufs Tor stürmen.“ Für ihr Residentie hat Bihlmaier zudem Niederländisch gelernt, die Kommunikation fließt entsprechend natürlich in der Landessprache.

Ihre erste Spielzeit 2021/2022 beim Residentie Orkest krönte sie im Mai mit der Aufführung von Verdis „Missa da Requiem“, die ihre beiden Wirkungsfelder, Oper und Sinfonik, perfekt miteinander verbindet. Zuvor gab sie eine ganze Reihe an Debüts bei international renommierten Orchestern, darunter die Sinfonieorchester von SWR und MDR, die Kammerakademie Potsdam, das Finnish und das Swedish Radio Symphony, das Swedish Chamber Orchestra, das Danish National Symphony, das BBC Symphony und das BBC Philharmonic Orchestra, das Orchestre de Chambre de Lausanne, das Iceland Symphony Orchestra und das Pacific Symphony Orchestra in den USA.

Den Berufswunsch Dirigentin hegte Anja Bihlmaier bereits in ihrer Jugend, als sie nach einem ersten Chorleitungskurs ein Opernprojekt an ihrer Schule dirigieren durfte und sich sogleich in ihrem Element fühlte. Nach ihrem Dirigierstudium an der Hochschule für Musik Freiburg bei Scott Sandmeier erhielt sie ein Stipendium am Salzburger Mozarteum, war von 2005 bis 2008 Stipendiatin des Dirigentenforums des Deutschen Musikrates und besuchte später zahlreiche Meisterkurse, u.a. bei Peter Gülke und Jac van Steen.

Kapellmeisterstellen in Chemnitz, Hannover und Kassel ebneten ihr den Weg auf die größeren Bühnen. „An der Oper lernt man wirklich dirigieren“, weiß sie deshalb aus eigener Erfahrung zu berichten, und sagt über die Herausforderungen ihrer Profession: „Man muss sich berufen fühlen, sonst schafft man es nicht.“

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