Abendzeitung: Michael Bastian Weiß


„Beeindruckende Raumtiefe“

„Die Münchner Philharmoniker mit dem Debüt der Dirigentin Anja Bihlmaier in der Isarphilharmonie Zugegeben, galant ist es nicht, das Alter von Anja Bihlmaier zu nennen. Und so interessant solche Äußerlichkeiten menschlich sind, spielen sie doch, genau wie Herkunft und Geschlecht, keine Rolle für die Beurteilung ihrer musikalischen Fähigkeiten. Bedeutsam ist aber, dass die Dirigentin, gebürtig aus Schwäbisch Gmünd, bereits über eine Erfahrung verfügt, die für eine Mitte Vierzigjährige enorm ist. Etliche Stationen an Häusern wie Coburg, Hannover und Kassel haben Anja Bihlmaier offenkundig mit allen Wassern gewaschen, derzeit ist sie Chefdirigentin des Residentie Orkest Den Haag und Erste Gastdirigentin beim BBC Philharmonic in Manchester. Ihr Auftritt ist souverän und gut gelaunt, ihre Technik so eindeutig lesbar, dass die Zeichengebung schon bei ihrem Münchner philharmonischen Debüt unmittelbar und verlustfrei abgenommen werden kann. In den symphonischen Abschnitten des Violoncellokonzerts h-moll von Antonín Dvorák beweist Anja Bihlmaier, dass sie weiß, was sie will, und es mit der Autorität der Kompetenz auch durchsetzen kann: Die blechbeschwerten unter den Tutti-Passagen bringt und hält sie in Bewegung, Übergänge gehen vollendet natürlich von der Hand, die schönen Stellen wie das schmachtende Hornthema werden nicht breitgetreten, sondern übersichtsfördernd in den Fluss integriert. Vor allem aber holt Anja Bihlmaier unermüdlich Nebenstimmen etwa der tiefen Violinen oder Bässe hervor, lenkt den Lichtkegel auch auf die Körpermitte der Holzbläser sowie des Blechs, und reißt so in der Isarphilharmonie eine beeindruckende Raumtiefe der orchestralen Totale auf.“

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